Ubuntu Budgie
Ich mag ja Ubuntu eigentlich nicht wirklich, weil’s zum einen kommerziell ist und zum anderen Microsoft mäßig ‘nen definiertes Supportende hat, man so gezwungen ist, sich das Neue neu zu installieren, ob man will oder nicht.
Etwas, das bei anderen Distributionen, die nicht auf Ubuntu basieren, nicht der Fall ist.
Diese laufen auch noch nach 10 Jahren und zwar aktuell mit kontinuierlichen Sicherheitsupdates.
Das aktuelle Ubuntu hat bis 2027 Support, also noch 2 Jahre Zeit, sich schlau zu machen, wie man sein System updaten kann, ohne es komplett neu installieren zu müssen 🙂
Wer sich seinen Rechner nur einmal installieren möchte und den dann benutzen, bis er auseinander fällt, dem würde ich weiterhin Mint Linux LMDE (Mint gibt es mit und ohne Ubuntu) oder MX Linux empfehlen.
Aber, um mal mit ‘ner Linux-Distribution zu spielen und Erfahrungen zu sammeln, könnte die ganz gut sein 🙂
Erste Auffälligkeit ist, dass das Iso über 4 GB groß ist, das verspricht schon mal, dass verdammt viel vorinstalliert ist – lassen wir uns überraschen.
Der Stick erweckt den Eindruck als wäre es keine Live-Version, denn er startet gleich das Installationsprogramm, kann man aber ignorieren und erst mal schauen, ob die Distribution auf dem Rechner läuft.
Mir persönlich gefällt das Startmenü nicht so, denn es sind alle Programme drin und man muss sie durch scrollen… ich persönlich mag es halt irgendwie, wenn die Programme schon in Gruppen sortiert sind.
Wenn man aber weiß, was man sucht, ist ‘ne Suchfunktion vorhanden.
Für Favoriten hat man unten eine kleine Mac mäßige Leiste.
Zum Installieren neuer Programme wird das AppCenter verwendet.
Firefox, Libre Office und Thunderbird sind vorinstalliert und einige Programme, deren Namen mir nichts sagen.
Tja, hier wäre ein Menü mit Kategorien hilfreich 🙂
Suuuuuper, ‘ne Linux-Distribution, für die man sich ‘ne Pro-Version freischalten kann, man braucht sich da auch nur ‘nen Ubuntu-One-Account bei Canonical einrichten.
Ich glaub’s ja nicht.
Sowas spricht gegen alles, wofür meiner Meinung nach Linux steht, aber was will man erwarten, Ubuntu ist ein System von Canonical – und das ist nun mal ein Unternehmen.
So’n sch… mach’ ich nicht, na, mal schauen, wie weit man mit der Light-Version kommt.
Jetzt weiß ich wieder, warum ich Ubuntu nicht mag 🙂
Warum überrascht es mich so gar nicht, dass ich ein Tool habe, mit dem ich Online Accounts einrichten kann, in denen schon mal Microsoft, Microsoft Exchange und Microsoft 365 mit aufgelistet sind.
Nextcloud und Google sind auch mit drin, Owncloud haben sie nicht mit drin.
Über das Budgie Control Center kann man so ziemlich alles einstellen, wonach einem das Herz begehrt.
Nun denn, dann will ich es mal installieren.
Nach dem Booten vom Stick erscheint ein kleines Auswahl-Menü, in dem man einfach die passenden Spracheinstellungen vornehmen kann.
Er fragt, welchen Installationsprozess ich wählen möchte: ich entscheide mich für interaktiv und natürlich für die Vollinstallation 🙂
Software von Drittanbietern und Medienformate will ich auch haben.
Man kann sich entscheiden, ob man es neben einem schon vorhandenen Betriebssystem installieren möchte, oder die Festplatte komplett löschen möchte.
Wenn man noch nicht genau weiß, ob man auf Windows verzichten will / kann, ist Option 1 sicherlich die beste.
Die Bezeichnung „Konto einrichten“ ist etwas irreführend, denn man richtet sich kein Konto irgendwo mit Registrierung ein, sondern man richtet sich einfach nur den Benutzer für diesen Rechner ein.
Noch mal gefragt, ob er die richtige Zeitzone hat, die eingegebenen Daten gebündelt angezeigt und gefragt, ob‘s so sein soll. Installation startet mit ein paar Werbebildchen, damit es nicht so langweilig wird 🙂
Leider zeigt er nicht an, was er gerade macht und auch nicht, wie lange er noch braucht.
Man kann zwar unten rechts ein Konsolen-Fenster auf machen, aber mit dem, was er da anzeigt, dürfte ein Neuling nichts anfangen können, schaut aber unglaublich wichtig aus 🙂
Anfangen tue ich natürlich mit dem Willkommen-Fenster.
Schon mal wenig vertrauenerweckend: das Linux hab’ ich auf Deutsch installiert, der Text ist aber ein wilder Mix aus englischen und deutschen Absätzen.
Bei der Beschreibung der Budgie-Funktionen setzt sich das Chaos mixen mit Deutsch und Englisch fort.
OK, da ich endlich loslegen will, klicke ich mal auf den gleichnamigen Menüpunkt.
Loslegen.
Als erstes mal den Browser meiner Wahl wählen:
ich mag Brave 🙂
Thunderbird als Mail-Programm lösche ich und installiere mir Evolution.
Im Boogie-Kontrollcenter kann man so ziemlich alles einstellen, vom Themes bis zu unterschiedlichen Schriftgrößen.
Bei den Updates kann man selbige machen und sich auch Codecs und dergleichen von Drittanbietern installieren.
Bei den optionalen Aufgaben kann man sich Flat Pack installieren, sollte man tun, denn es ist ein ziemlich großes Software-Archiv.
Ebenso kann man sich eine App für Dropbox installieren.
Das es das gleiche auch für Nextcloud gibt, wird mal kurzerhand unterschlagen.
Unter Empfehlungen kann man sich einige Nemo-Plugins installieren, was sinnig ist, nur gibt’s hier auch wieder Englisch und Deutsch.
Sollte jemand der englischen Sprache nicht mächtig sein, kann man ihm von dieser Distribution nur abraten.
Gaaaaanz wichtig: der Online-Shop, wo man sich tolle Schrimmützen, T-Shirts und Kaffeetassen mit Ubuntu Boogie Logo drauf kaufen kann.
… klickt man auf den Onlineshop stellt man fest, dass es ihn nicht gibt …..
Hatte ich schon erwähnt, dass die Neuinstallation nicht unbedingt Vertrauen in ihre Aktualität und ihre systematische Umsetzung erweckt?
Über das Anwendungs-Zentrum kann man sich neue Programme installieren: leider fehlt auch hier ‘ne saubere Unterteilung in Rubriken – wenn man nicht weiß. wonach man sucht, wird’s schwierig.
Man kann aber nach Oberbegriffen suchen, dann bekommt man eine ellenlange Liste mit Programmen, die mehr oder weniger mit dem Begriff zu tun haben.
In dem dann aufgelisteten Suchergebnis kann man dieses dann doch schon nach Kategorien filtern.
Auch hier die Programmbeschreibung wieder auf Englisch.
Na, dann schaue ich mal, ob ich alles zusammengesammelt bekomme, das ich zum Arbeiten bräuchte.
Dieser App-Manager ist jedenfalls für jemanden, der nicht weiß, was es gibt und was er braucht, komplett ungeeignet.
Gimp (in vielen Distributionen Standard für Bild- und Foto-Bearbeitung)
Browser: Vivaldi, Opera, Brave, (LibreWolf gibts nicht)
VLC (in vielen Distributionen vorinstalliert)
Samba Modul für Dateifreigabe (bei der Installation weist er nicht darauf hin, dass es gar keinen Samba-Server gibt, er fragt auch nicht, ob er den installieren soll, im App-Zentrum gibt’s den nicht zum Installieren)
Im Dateimanager sagt er zwar, dass er den Ordner nicht freigeben kann, weil Samba Server nicht installiert ist, bietet aber nicht die Möglichkeit, die Installation nachzuholen.
Würde also Handarbeit mit Ahnung erfordern.
Mediathekview hat er gefunden, anklicken zum Installieren und man hat Ewigkeiten den Wartekreisel. OK, nachdem ich eine rauchen war, ist der Rechner in die Bildschirmsperre gegangen (Passowort eingeben und es ist wieder so wie vorher…. Nicht beim Appzentrum, da war immer noch keine Mediathek, dafür hat sich die Anwendung aufgehängt. Zumindest ‘ne Premiere, sowas hab’ ich bei Linux noch nie erlebt)
Rechte Maustaste auf’s Icon im Doc und schließen (Taskleiste am unteren Bildschirmrand) und nichts passiert – eigentlich sollte er mir sagen, dass die Anwendung nicht reagiert und fragen, ob er sie schließen soll. Nach über 5 Minuten hat er immer noch nicht gemerkt, dass die App sich erhängt hat
……
Wisst ihr was, ich hab keinen Bock mehr auf den Mist.
Fazit:
Für jemanden, der weiß, was er will, der weiß, wie man mit Linux umgeht und der auch kein Problem damit hat, sich alle paar Jahre einen neuen Linuxunterbau zu installieren oder den Rechner kurzerhand neu aufzusetzen, vielleicht ganz witzig die Distribution.
Für jemanden, der einfach nur ‘nen Rechner haben möchte, den er ohne Ahnung von Hintergründen installieren und benutzen möchte, komplett ungeeignet.

