Ausgewählte Pflegetheorien

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Ausgewählte Pflegetheorien

Allgemeine Definitionen

  • Theorie

    • wissenschaftlich begründete Aussage zur Erklärung bestimmter Tatsachen

      • Theorien sind die Basis jeder Wissenschaft

        • z. B. Pflegeprozesstheorie als Basis der Pflegewissenschaft

  • Konzept

    • Konzepte sind die Basis jeder Theorie

      • Das Konzept der Pflegeplanung ist die Basis der Pflegeprozesstheorie

  • Modell

    • Modelle betrachten Theorien und Konzepte.

      • Sie sind wichtig für die Umsetzung von Konzepten.

        • z. B. kann das Konzept der Pflegeplanung durch Modelle der Pflegeplanung (z. B. Krohwinkel) umgesetzt werden.

Modelle, Theorien, Konzepte

  • die folgenden drei vorgestellten Beispiele sind wissenschaftliche Erklärungsansätze, die beantworten wollen:

    • was Pflege ist

    • wie Pflege handelt

    • welche Ziele Pflege verfolgt

Dorothea Orem

  • das Modell von Orem beschäftigt sich mit dem Pflegebedarf von Menschen in Abhängigkeit von ihrer Selbstpflegefähigkeit.

  • ganzheitliche Vorstellung von Menschen

  • Selbstfürsorge

    • Der Mensch befriedigt lebensnotwendige Anforderungen durch Selbstfürsorge

  • Depedenzpflege

    • Ist die Selbstpflege eines Menschen nicht mehr möglich, werden Handlungen von entsprechenden Bezugspersonen wie z. B. Angehörigen übernommen

  • Selbstpflegedefizit

    • Ein Defizit liegt immer dann vor, wenn die Selbstpflege- bzw. Depedenzpflegekompetenzen die eigenen bzw. Angehörigenfähigkeiten nicht mehr ausreichen, den Erfordernissen gerecht zu werden.

  • Der Selbstpflegebedarf

    • Der sich aus den Zielen und den erforderlichen Maßnahmen zusammensetzt

      • ist somit größer als die eigenen Fähigkeiten

  • Ziel

    • Dass der zu pflegende Mensch wieder eine größtmögliche Selbstpflege erlangt.

Hildegard Peplau

  • In der Theorie von Hildegard Peplau stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen in der Pflege im Vordergrund.

  • Dynamische Beziehung zwischen Pflegekraft und Klient/Patient.

  • Darunter versteht man

    • einen lebendigen, gegenseitigen Austausch, der eine wechselschichtige bzw. gegenseitige Beziehung ermöglicht

    • Klient/Patient und Pflegekraft durchlaufen während ihres Kontaktes verschiedene Phasen, die die jeweilige Beziehung charakterisieren.

  • Innerhalb der einzelnen Phasen übernimmt die Pflegeperson unterschiedliche Rollen

    • Von der Fremden über die Lehrende bzw. über die Führungspersönlichkeit hin zur Beraterin und Informationsquelle.

  • Hildegard Peplau fordert von den Pflegekräften eine hohe Kompetenz an:

    • Beobachtung

    • Wahrnehmung

    • Kommunikation

  • Diese Fähigkeiten werden vor allem im Umgang mit Menschen mit Angst benötigt.

Monika Krohwinkel

  • Die Theorie von Monika Krohwinkel beschreibt die Gesichtspunkte einer fördernden Prozesspflege zur Erreichung eines möglichst hohen Maßes an Selbständigkeit.

  • Sie hat eine fördernde Prozesspflege als konzeptuelles System entwickelt.

  • Ihr Hautaugenmerk liegt einerseits auf einer allumfassenden Erhebung der Pflegesituation eines Menschen mit seinen sowohl fördernden als auch gefährdenden existentiellen Erfahrungen, andererseits auf allen Pflegehandlungen, ob eigenständig oder angeordnet, immer prozesshaft geplant, durchgeführt und evaluiert.

  • Sie entwickelte das AEDL-Strukturmodell, um Pflegehandlungen sichtbarer, ganzheitlicher kongruenter und kontinuierlicher zu gestalten

    • Um letztendlich Unabhängigkeit und Wohlbefinden bei den zu Pflegenden zu erzielen.

AEDL-Strukturmodell

  • AEDL ist die Abkürzung für

    • Aktivitäten und existentielle Erfahrungen des Lebens

  • Es handelt sich hierbei um ein konzeptionelles Modell der Pflege von Monika Krohwinkel

    • Sie erweiterte damit das Konzept von Liliane Juchli und verknüpfte es ausdrücklich mit (Pflege-) Wissenschaftlichem Herangehen an eine Theoriebildung.

Liliane Juchli

  • Die Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) nach Liliane Juchli angelehnt an Nancy Roper stellen ein konzeptionelles Modell der Pflege dar.

  • Die 12 ATL´s nach Juchli lauten

    • Für eine sichere Umgebung sorgen

    • Kommunizieren

    • Atmen/Herz- Kreislauf

    • Essen und Trinken

    • Ausscheiden

    • Sich sauber halten und kleiden

    • Körpertemperatur regulieren

    • Sich bewegen

    • Arbeiten und spielen

    • Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten

    • Schlafen

    • Sterben

Nancy Roper

  • Nancy Roper (* 29. September 1918 England, † 05. Oktober 2004 in Edinburgh, Schottland)

  • War eine englische Pflegewissenschaftlerin

  • Sie entwickelte das Modell der Lebensaktivitäten (LA)

AEDL-Strukturmodell

  • Die AEDL´s stellen alle Oberbegriffe für Aktivitäten dar, die benötigt werden, um den Alltag selbständig zu bewältigen

  • Mit Hilfe der AEDL´s kann man überprüfen, in welchen Bereichen individueller Pflegebedarf besteht.

  • Sie helfen uns wie eine Checkliste beim Erstellen der Pflegeplanung

  • Die AEDL´s sollen in Hinblick auf Fähigkeiten und Schwächen (Ressourcen und Defizite) beim jeweiligen Patienten ausformuliert werden.

  • Der Grenzbereich sollte möglichst eng sein, weil damit die unnötige und nicht gewünschte Übernahme von Tätigkeiten vermieden wird, zu denen der Patient noch selbst befähigt ist.

AEDL´s

  1. Vitale Funktionen aufrecht erhalten können

  2. Ruhen, schlafen können

  3. Sich bewegen können

  4. Sich pflegen und kleiden können

  5. Essen und trinken können

  6. Ausscheiden können

  7. Körpertemperatur regulieren

  8. Für eine sichere Umgebung sorgen (können)

  9. Sich beschäftigen können

  10. Kommunizieren können

  11. Soziale Bereiche sichern und gestalten können und mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen können.

  12. Sich als Frau oder Mann fühlen

Informationssammlung zu den AEDL´s

  • Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten

    • Atemtiefe

      • Atemfrequenz

      • Atemrhythmus

      • Brustatmung

      • Bauchatmung

      • Schonatmung

      • Thoraxform

    • Zyanose

      • Dyspnoe

      • Orthopnoe

      • Atemgeruch

      • Raucher

      • Rasselgeräusche

      • Stridor

      • Husten

      • Verschleimung

      • Sekretmenge

      • Sekretzusammensetzung

      • Spontanatmung

      • Ateminsuffizienz

      • Atemhilfsmittel

      • Sauerstoffapplikation

      • Sauerstoffsättigungsmessung

      • BGA

    • Endotrachealtubus

      • nasal/oral

      • Lagelokalisation

      • Lagetiefe

      • Lageort

      • Tracheostoma

      • Sprechkanüle

      • Cuffdruck

    • Beatmung

      • Beatmungsart

      • Beatmungsparameter

      • Patientendaten

    • Nasen-/Rachentubus

    • Thoraxdrainage

    • Puls

      • -rhythmus

      • -defizit

      • periphere Pulse tastbar

    • Herzfrequenz/ -rhythmus

      • Extrasystolen

      • Schrittmachersystem

        • -lage

        • -arbeitsweise

      • Defibrillator

    • Blutdruck

      • invasiv/nicht invasiv

      • arterielle Kanüle

      • RR-Amplitude

      • RR-seitengleich

      • Hyper-/Hypotonus

    • Pulmonaliskatheter/-druck

      • HZV

      • ZVD

      • Halsvenenstauung

    • IABP

      • = intraaortotale Ballongegenpulsation

      • Triggerintervall

    • ZVK

      • s. a. essen und trinken

  • Ruhen und Schlafen

    • Schlafverhalten

      • Schlafrhythmus

      • Träume

      • Schlafstörungen

      • Schlafmittel

      • Sedierung

      • Narkose

    • Entzugssymptomatik

      • Agitiertheit

      • Delir

    • Hirndrucksonde/-messung

    • Bewusstseinszustand/qualitativ

      • orientiert

      • desorientiert

    • Bewusstseinszustand/quantitativ

      • Comastadien

      • Pupillengröße

      • Pupillenreaktion

  • Sich bewegen

    • Mobilisationsgrad

      • Gehstrecke

      • Gehhilfe

      • Stehfähigkeit

      • Antithrombosestrümpfe

      • Rollstuhl

      • Lehnstuhl

    • Bettauflage/Bettform

      • Lagerungssystem

      • Gel-Auflage

      • Wechseldruckmatratze

    • Bewegungseinschränkungen

      • Frakturen

      • Gips

      • Extension

      • Paresen

      • Spastiken

      • Krämpfe

      • Kontrakturen

      • Amputationen

      • Extremitätenprothesen

    • Körperlage

  • Sich pflegen und kleiden

    • Hautzustand

      • Hauttugor

      • Hautdurchblutung

      • Hautblässe

      • Hautröte

      • Hautdefekte

      • Ulcera

      • Druckstellen

      • Hämatome

      • Ekzeme

    • aktuelle

      • Operationswunden

      • Operationsnarben

      • Operationszustand

    • Waschhilfe

      • selbständiges waschen

    • Zustand von

      • Haaren

      • Augen

      • Ohren

      • Nägel

      • Intimbereich

  • Essen und Trinken

    • Größe

    • Gewicht

    • BMI

    • Ernährungszustand

    • Zustand von

      • Mund

      • Zähnen

        • Zahnprothesen

    • Ernährungsform

      • Eßgewohnheiten

      • selbständige Nahrungsaufnahme

      • Esshilfe

      • Kostform

      • Speisenabneigung

      • Diät

      • Nahrungskarenz

      • Kalorienmenge/Tag

    • Trinkmenge/Flüssigkeitsmenge

      • Getränkeart

      • Flüssigkeitskarenz

      • selbständige Flüssigkeitsaufnahme

      • Trinkhilfe

    • Schluckbeschwerden/Schluckreflex

    • Ödeme

    • Magen-/Duodenalsonde

      • PEG-Sonde

      • Refluxmenge

      • Sondenkost

      • Sondenart

      • Sondenmenge

      • Kcal

      • Sondenkosttransport

    • parenterale Ernährung

      • ZVK

      • Venenverweilkanüle

      • Flüssigkeitsmenge

      • Kcal/Tag

    • Stoffwechsellage/Stoffwechselregulierung

  • Ausscheiden

    • Urinmenge/Urinveränderungen

      • Miktionshäufigkeit/Miktionsstörungen

      • selbständige Blasenentleerung

      • Blasenverweilkatheter

      • suprapubische Drainage

      • Blasenspülung

      • Nierenersatzverfahren

    • Stuhlgewohnheiten

      • Toilettenstuhl

      • Stuhlmenge

      • Stuhlveränderungen

      • Obstipation

      • Diarrhoe

      • selbständige Darmentleerung

      • Abführmittel

    • Bauchumfang

      • Darmgeräusche

      • Bauchdeckenspannung

    • Stomalage

    • erbrechen

      • Häufigkeit

      • Zeitpunkte

      • Beimengungen

      • Menge

    • Drainagen

      • Drainagenart

      • Ableitungsart

      • Sekretmenge/Sekretzusammensetzung

      • Zustand der Drainagen/Zustand der Eintrittsstellen

    • Drainagen-/Eintrittsstellen

      • Wundspülung

    • Flüssigkeitsbilanz

  • Die Körpertemperatur regulieren

    • Temperaturwert/Temperaturmessort

      • Fieber

      • Unterkühlung

      • Schüttelfrost

    • Schweiß/schwitzen

      • gerötete Haut

      • Wärme-/Kälteempfindung

  • Für eine sichere Umgebung sorgen

    • Blutungsgefahr/Blutungsneigung

      • Sengstakensonde

    • Infektionskrankheit

      • Sepsis

      • Erreger

    • Sehsicherheit

      • Sehhilfe

    • Hörsicherheit

      • Hörhilfe

    • Geborgenheit

      • Vertrauen

      • Selbstsicherheit

      • Selbstvertrauen

    • Sicherheitsbedürfnis in Bezug auf Verletzungsgefahr

      • Handfixierung

      • Bauchgurt

      • Bettgitter

  • Sich beschäftigen

    • Zeitgestaltung

      • Arbeit

      • Hobbys

      • Stress

      • Entspannung

      • Langeweile

  • kommunizieren

    • Verbale/nonverbale Kommunikation

    • Einschränkung von

      • Sprache

      • schreiben

    • Fremdsprache

    • Sozialkontakte/Sozialbeziehungen

      • Familie

      • Freunde

      • Mitpatienten

  • soziale Bereiche des Lebens sichern/mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen

    • Einstellung zum Leben

      • Selbstwertgefühl

      • Stimmungslage

      • Verhaltensweise

      • Religion

      • Suchtverhalten

    • Einstellung zur Arbeit

      • berufliche Existenz

    • Einstellung zur Krankheit, Behinderungen

    • Schmerz

      • Schmerzart

      • Schmerzdauer

      • Schmerzzeit

      • Schmerzintensität

      • Analgesierung

      • Periduralkatheter

      • PCA-Pumpe

    • Angst

      • Angstform

      • Existenzängste

  • sich als Frau/Mann fühlen und verhalten

    • Geschlechterrolle

    • Ausdruck der Sexualität

    • Sexualstörungen

    • Schamgefühl

    • Menstruation

    • Klimakterium

    • Schwangerschaft

    • körperliche Behinderung

Pflegeplanung

1.) Infosammlung

  • Problem (Hauptproblem)

  • Ressourcen

  • Ziele

    • muss auch Problembezogen sein/zum Problem passen

  • Maßnahmen

Definition Pflegeprozess

  • Der Krankenpflegeprozess stellt die systematische, patientenorientierte Pflege sowie die Darstellung der Entwicklung der pflegerischen Tätigkeit am kranken Menschen dar.

Pflegeprozess nach Fiechter

  1. Informationen

  2. Probleme und Ressourcen

  3. Ziele festlegen

  4. Maßnahmen planen

  5. Durchführung

  6. Evaluation

Geschichte des Pflegeprozesses

  • 1981

    • Fiechter und Meier (Schweiz) beschreiben den Pflegeprozess als Pflegeregelkreislauf mit 6 Phasen

  • 1985

    • Der Pflegeprozess wird Bestandteil der Krankenpflege

  • 1988

    • Der Pflegeprozess wird Bestandteil des Sozialgesetzbuchs (SGB XI § 113)

  • 2001

    • Der Pflegeprozess wird Bestandteil des Altenpflegegesetzes.

Pflegeprozess

  • Die Pflegeplanung orientiert sich an dem Pflegeprozess in 6 Stufen

  1. Probleme und Ressourcen („Pflegediagnosen“)

    • Definition

      1. Aktuelle, potenzielle oder vermutliche Probleme (Einschränkungen) eines Menschen in seinen Lebensaktivitäten und die ihm zur Verfügung stehenden Fähigkeiten

    • bei der Formulierung zu beachten

      1. exakte und spezifische Formulierungen

        1. Was genau ist das Problem?

      2. Angabe der Ursache des Pflegeproblems

    • Beispiel

      1. nicht:

        1. Hemiparese rechts

          1. = medizinische Diagnose

      2. sondern:

        1. eingeschränkte Selbstpflegefähigkeit im Rahmen der Körperpflege aufgrund der Hemiparese rechts

          1. Ressourcen/Fähigkeiten nicht vergessen

  2. Pflegeziel (e)

  • Definition

    • die im Rahmen des Pflegeprozesses zu erreichenden Zustände

  • bei der Formulierung zu beachten

    • realistische Auswahl von Pflegezielen

      • = Erreichbarkeit

    • Beurteilungskriterium einfügen

  • Beispiel

    • nicht:

      • Bewohner trinkt ausreichend

    • sondern:

      • Bewohner trinkt 1,5 Liter/Tag

  1. Pflegemaßnahme (n)

  • Definition

    • die pflegefachlich erforderlichen Maßnahmen und Interventionen, die (nachweislich) zum Erreichen der jeweiligen Pflegeziele geeignet sind

  • bei der Formulierung zu beachten:

    • was erfolgt wann

    • durch wen

    • wie oft/lange

    • wie/womit

  • Beispiel:

    • nicht:

      • Bewohner immer wieder zu Trinken anbieten

    • sondern:

      • zu jeder Mahlzeit wird dem Bewohner von der jeweiligen Pflegenden ein Becher Saft/Wasser (200 ml) angeboten

      • die Flüssigkeitsmenge wird dokumentiert (Bilanzbogen)

  1. Evaluation

  • Definition

    • Auswertung der Pflegeplanung

  1. Pflegeziel erreicht?

  • vollständig und geeignet, um die Ziele zu erreichen?

  • möglichst Problemursache beheben

  • Fähigkeiten erhalten/fördern

  • Überprüfbarkeit

  1. Problem und Ursache

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